Maunganui - mein Paradies für immer
- Petra Pan
- Oct 16, 2019
- 10 min read
Updated: Oct 23, 2019
1. bis 22. Juli 2019
Ich hab ja in Neuseeland schon oft gedacht, dass ich den perfekten Ort gefunden habe, einen wo man sich echt vorstellen könnte zu leben, also so für immer. Aber irgendwas war ja immer. In Queenstown gabs kein Meer und es wird kalt im Winter. In Paihia gabs keine Wellen auf dem Meer und der Ort war ziemlich klein. Und in Hahei gabs nur 5 Häuser und keinen Supermarkt.
Aber in Mount Maunganui gibt es alles was ich für ein perfektes Leben bräuchte. Ein atemberaubendes welliges Meer auf der einen Seite der Halbinsel. Eine nette kleine Bucht mit vielen Booten auf der anderen Seite und am Ende einen großen Berg mit einer fabelhaften Aussicht. Außerdem gibts unendlich viel Surfvibe. Süße kleine Hipsterläden. Ein veganes Café. Nahezu jeden Tag in der Woche ein super Angebot in einer der Bars. Ein monatlicher großer Handmade Markt. Den Duft von frisch gedrehtem Gras in der Luft. Und jede Menge super netter Menschen. Kurzum - ich hab mein persönliches Paradies in Neuseeland gefunden. (mal sehen was ich über Raglan sagen werde, was noch vor mir liegt)
Kleiner trauriger Spoiler vorweg. Während ich diese Zeilen gerade schreibe, sind es nur noch 2 Tage bis ich mein Paradies wieder verlassen muss aber dazu später mehr.

Anreise
Von Hahei aus ging es in ingesamt 3 h mit Umstieg in Coromandel nach Tauranga oder besser gesagt zur Endhaltestelle Shopping Mall Bayfair.
Die Fahrt war so schön. Warmes Abendlicht tauchte die kleine Schlucht, durch die wir im Großteil fuhren, in herbstliche Farben und ich staunte mal wieder aus dem Busfenster heraus über unsere Welt.
Ich kann ja nicht verstehen wie Leute im Bus schlafen können. Da draußen ziehen so viele Wunder vorbei. Die will ich nicht verpassen.
Falls ihr mit dem Auto unterwegs seid. Die Ecke um den Ort Waihi ist so schön!
HelpX
An der Bayfair Shopping Mall angekommen wurde ich von meinem HelpX Host Pete abgeholt. Pete wohnt mit seiner Familie eigentlich in Rotorua und hat dort ein Elektrikunternehmen.
Sein Traum ist aber die Eröffnung seines eigenen Fitnessstudios. Deshalb hat er in einem Indurstriegebiet im Mount eine Halle gekauft und wandelt diese mit Hilfe von Freunden und Backpackern in ein Fitnesstudio um. Im Grunde ist auch alles schon fertig aber ihm fehlt eine Genehmigung der Stadt, dass er dort Bäder einbauen darf. Und in ein Fitnesstudio ohne Bäder würde vermutlich niemand gehen.
Ich schlief in einem kleinen Raum mit einer eingebauten Miniküche und einer Klappcouch. Geduscht wurde äußerst umständlich in der kleinen Toilette.
Im Grunde war ich nur dafür da, ein bisschen Bauchaos zu beseitigen und 2nd Hand Fitnessgeräte neu zu streichen.

Leider hatte Pete während der Woche, in der ich dort war, kaum Zeit aus Rotorua hoch zu kommen und so war ich hauptsächlich allein. Und ich sage euch, nachts allein in einem Industriegebiet zu schlafen, wo alle anderen Menschen ihre Firmen rechts und links spätestens um 6 verlassen, ist NICHT lustig. Ich bin kein ängstlicher Mensch aber wenn nachts auf einmal das Licht angeht und man ständig irgendwelche ominösen Geräusche hört, dann ist schlafen nicht so das Leichteste.
Außerdem war das Industriegebiet 4 km außerhalb des Stadtzentrums und das Wetter war bis auf einen Tag während meiner knappen Woche dort immer schlecht. Ich war also die meiste Zeit allein in einem verlassenen Fitnessstudio und langweilte mich zu Tode.
Bei meinem ersten Besuch des Stadtzentrums war mir allerdings sofort klar, dass ich hier bleiben will. Liebe auf den ersten Blick quasi.
Somit zog ich nach 5 Tagen bei Pete aus und ein ins
Mount Backpackers
Das kleine Hostel hat die absolut perfekte Lage. Genau in der Innenstadt neben all den Bars und Restaurants und nur 3 Minuten zu Fuß vom Strand entfernt.

Es ist nicht das Ritz und alles recht abgewohnt aber es ist sauber. Die Leute sind sehr nett. Hier darf man auf dem kleinen Hof auch Weedwölkchen in die Luft steigen lassen und der Wochenpreis von 170 Dollar (pro Nacht Normalpreis von saftigen 30 Dollar im Winter) ist auch absolut okay.
Einzig und allein die winzige Küche ist ein wenig nervig, wenn man, wie ich, gerne kocht.
Aber generell ein Hostel wo ich mich sofort wohl gefühlt habe und das ich jedem der in den Mount kommt nur ans Herz legen kann.


Der Strand

Strandliebe 5000! Ich war das erste Mal bei schlechtem Wetter und als es fast dunkel war am Strand und war sofort verliebt und unendlich begeistert. Da war klar, dass mein Herz explodieren würde bei gutem Wetter.



Es sind quasi nonstop Wellen am Start, was den Strand für mich so besonders macht. Ich liebe einfach nichts mehr auf diesem Planeten als einfach nur am Strand zu sitzen und die Wellen herein rauschen zu hören.
Außerdem kommt dazu, dass der Strand super breit ist und bestimmt fast 20 km lang. Feinster weißer Puderzuckersand wo man mit Freuden seine nackten Füße reingräbt.

Wenn das Wetter gut war und mir langweilig, lag ich einfach nur zwischen den Dünen in der Sonne und lauschte den Wellen und dem Möwengekreische. Nicht selten fielen mir dabei auch die Augen zu und ich in einen tiefen friedlichen Schlaf.
Das Meer - mein meditativer Ort!

Moturiki Island


Am Mainbeach geht es auf eine kleine Insel. Ein ganz besonderer Ort, da man von hier aus bestens den Sonnenuntergang hinterm Mount Mauao beobachten kann. Ich hab von hier aus lieber die Surfer beobachtet aber dazu später mehr.
Auf der kleinen Insel habe ich Stunden verbracht und den Wellen zugeschaut, die wild und ungestüm gegen die Felsen klatschen.

Mount Drury
Der allererste Ort an dem ich angefangen habe Maunganui zu erkunden. Ich war später nicht noch mal dort oben weil man einfach nahezu keinen Ausblick hat.
Es gibt es einen süßen Spielplatz und an der Bergseite die zum wilden Pazifik zeigt, hat man Terrassen aus Rasen angelegt, wo man im Sommer gechillt sitzen und aufs Meer gucken kann.

Ganz verrückt fand ich, dass einige Menschen die Höhlen, die im Berg liegen, nutzen um darin zu wohnen. Als ich das erste Mal dort vorbei lief habe ich nicht schlecht geguckt als vor der Höhle ein Duschvorhang hing und mehrere Stühle und ein Tisch aufgebaut waren, wie auf einer Terrasse. Not macht halt erfinderisch...

Mount Mauao
Der Berg der Berge. Unzählige Instagram Fotos wurden von hier oben geschossen. Da ich sogar 2 mal hier oben war, hat der Berg natürlich einen extra Post verdient (leider ist dieser auf meiner zerstörten Blogseite zu finden...).
Marine Parade

Eine kilometerlange Strandstraße. Ich bin dort ungefähr 10 km mit dem Bus entlang gefahren und kann euch sagen, ein Sozialbau am nächsten. Immer wieder grausam mit ansehen zu müssen wie Menschen ihr Leben fristen müssen in solchen winzigen Wohnbunkern *räusper*


Auf der einen Seite der Marine Parade also Sozialer Wohnungsbau und auf der anderen Grünfläche, oft mit Bänken und kostenlosen Gasgrills. Dahinter die Dünen und dann das Meer (dieser Satz erinnert mich gerade sehr an den Song "Alter Strand" von Bosse. Der war scheinbar auch schon hier :-D)

Art Market
Gleich am ersten Wochenende fand im Coronet Park der monatliche Handmade Market statt und ich bin sooo happy, dass ich die Chance hatte den Markt zu besuchen.

Ich war schon auf einigen Farmers Märkten oder so Handmade Märkten in Neuseeland. Die waren alle immer ganz niedlich und nett aber meist halt auch ultra klein.
Dieser hingegen war für Neuseeländische Verhältnisse riesig.

Es gab alles was der Herz begehrte. Seifen, Honig, Hüte, Schmuck, einen Streichelzoo, Kleidung, Deko und das alles selbst gemacht. Über die Preise reden wir hier mal lieber nicht, denn der Mount ist ein absoluter Touristenort und alle Menschen die hier leben, leben in winzigen Sozialbauten von 150 qm aufwärts. Somit konnte man keine wirklichen Schnäppchen machen. Ich habe mir trotzdem 2 paar sehr hübsche Ohrringe gekauft, die mich immer an meine großartige Zeit im Mount erinnern werden.

Außerdem gab es einen Stand mit super leckeren veganen Gerichten wie Burgern, Mac´n Cheese etc. (Ich habe erst später herausgefunden, dass es der Stand vom Gratitude (siehe unten) war)

Geschäfte
Die Geschäfte sind ein Traum. Nicht das ich mir hier irgendwas leisten könnte aber schon allein sich die Nase an den Schaufenstern platt zu drücken, bereitete mir große Freude.
Kleine stylishe Boutiquen. Läden mit fancy Wohnungseinrichtung. Organic Supermarket. Geschäfte mit nachhaltigen Dingen für das tägliche Leben - Willkommen in der Mount Hipsterwelt!

Natürlich gab es auch ganz unfancy Andenkenläden, Apotheken, Optiker "and all that jazz" , was eine Kleinstadt halt so braucht.
Mein Highlight waren die 2 großen OP Shops der Salvation Army und des roten Kreuzes. Ich habe so viel dort eingekauft. Die Verkäuferinnen kannten mich dann ab Besuch Nummer 3 schon. So coole hochwertige Klamotten zu kleinen Preisen. Z.B. habe ich in der Männerabteilung einen richtig dicken Wollpullover gefunden der zu Teilen aus Alpakawolle besteht für 10 $. So einer würde normalerweise sicher 100 Dollar aufwärts kosten.
Inzwischen bestehen 75% meiner Gardrobe nur noch aus OP Shop Teilen und ich könnte jetzt hier in einen Lobgesang für OP Shops ausbrechen aber ich halte mich zurück und sage nur kurz: OP Shops for life!
Kleine Downside. Es gibt absolut keinen Supermarkt im Ort. Der nächste liegt 4 km außerhalb und ist auch noch der teuerste, weshalb ich mich zweimal in den Bus gesetzt habe um zu den 2 günstigeren Supermärkten in der Bayfair Mall und in Papamoa zu fahren.
Food
Es gibt alles was der Herz bzw. der Magen begehrt. Man könnte (wenn man kein armer Backpacker wäre) jeden Abend auf einem anderen kulinarischen Kontinent essen.
Allerdings gibt es auch Angebote für uns arme Backpacker und die waren gar nicht mal so übel. Im Astrolable gibts jeden Dienstag einen Burger mit Pommes und einem Bier für 10 Dollar. Ein Schnapper wenn man bedenkt, dass allein ein Bier 8 Dollar aufwärts kostet. Außerdem gibt es jeden Tag von 4 bis 6 - 2 alkoholische Getränke zum Preis von einem, sodass wir uns vor unserem Burger noch ein "French Bubble" - oder auch weniger wohlklingend in Deutsch, ein Glas Sekt gönnten.
Für die Gäste des Mount Backpackers gibt es auch Dienstags Coupons mit denen man im The Brew Co. ein Bier, Wein oder Cider umsonst bekommt. Und wenn der irische Roommate dort auch noch an der Bar arbeitet, dann bekommt man sogar mehr als ein kostenloses Getränk. ;-)
Und so ergab es sich, dass ich mit meiner liebsten Mitbewohnerin Lea (Kuss geht raus!) eines schönen Dienstags 16 $ (umgerechnet ca. 10 Euro) ausgaben und dafür einen Burger mit Pommes, 4 Bier, ein Cider und ein Gläschen Sekt bekamen. #backpackerspargoals
Außerdem war mir im Mammas, was etwas versteckt Richtung Mount Mauao liegt, ein Aufsteller aufgefallen, dass es jeden Abend von 4 bis 6 eine kleine Pizza und ein Bier für 10 Dollar gibt. Für einen Dollar mehr gibts dann auch ein Weinchen. Die Pizza war zwar sehr klein aber super lecker und mal wieder eine echte italienische Pizza mit dünnem Boden zu essen war auch ein Genuss.
Mein kulinarisches Highlight waren allerdings meine Besuche im Gratitude (Instagram). Das kleine Cafe liegt in einer Seitenstraße und ohne meine Happy Cow Vegan App hätte ich das wohl auch nie gefunden, was unfassbar tragisch gewesen wäre. Mein persönlicher Foodhimmel. Vom Schokokuchen über Scones bis zu herzhaften Gerichten wie Kürbis Quiche oder Burgern ist fast alles vegan und unfassbar lecker!


Surfing
Eines meiner vielen weltverändernden Hobbies (mein Neid geht raus an alle Menschen mit echten Hobbies) ist es Menschen beim Surfen zuzugucken. Das könnte ich stundenlang betreiben.

Deshalb saß ich immer auf einem Felsen auf der kleinen Insel, mit der Kamera im Anschlag und beobachtet die Surfer. (ja, ihr könnt euch das ruhig so vorstellen wie so ein ekliger Spanner der im Gebüsch sitzt :-D)
Jeder fragt mich immer ob ich es nicht selbst mal probieren will aber zum einen bin ich absolut keine Wasserratte und als Kind mal fast unter zu viel Wellen in der Ostsee ertrunken und zum anderen besteht mein Körper aus Wackelpudding. Ich könnte nie mein Surfbord immer hin und her tragen, stundenlang gegen Wellen anpaddeln und dann im richtigen Moment aufs Bord zu hüpfen. Ich wäre vermutlich eh viel zu ungeduldig da minutenlang auf die richtige Welle zu warten.

Deshalb überlasse ich das auch weiterhin lieber den Menschen die das können. Gucke mir das Wunder vom Land aus an, staune Bauklötze und versuche den richtigen Moment mit der Kamera einzufangen.

Mt Mauao Walkway

Man kann, wenn man lange hier ist oder nicht fit genug für einen Aufstieg auf den Mount, auch einfach einmal um den Mount herum laufen.

Der Weg ist richtig schön und extrem gut zu laufen. Bis auf ein paar wenige auf und abs, geht es auf einer geraden Strecke um den Berg herum. Man hat auch von hier ganz wundervolle Ausblicke auf den Ort, die Nachbarinsel Matakana und generell auf das Meer. Und wenn man ganz viel Glück hat (nicht so wie ich) dann kann man hier manchmal sogar Orca Wale sehen. Das scheint nicht all zu oft vorzukommen aber ich hatte während meiner Zeit dort ein Bild bei Facebook gesehen, was 3 Orca Wale im Meer vor dem Mount zeigte.


Ich habe den Weg von der Strandseite begonnen und beendete ihn mit Blick auf den Hafen und die kleine Bucht. Dort gibt es auch noch einen kleinen Strandabschnitt. Im Sommer kann man sicher hier auch ganz wunderbar und etwas geschützter chillen als am Hauptstrand.



Schattenseite
Ich kam hier her mit einem großen Gedanken. Ich finde einen Job. Ich wusste schon vorher, dass mir der Mount gefallen würde und deshalb war der Plan 2 Monate hier zu bleiben, zu arbeiten und Geld für meine Zeit nach Neuseeland zu sparen.
Tja, man sollte nie mit zu großen Erwartungen an eine Sache heran gehen. Ich bin auf ganzer Linie gescheitert. Ich war gefühlt in jedem Laden des Ortes und habe nach einem Job gefragt. Habe 10 Lebensläufe persönlich abgegeben und sicher 20 online verschickt.
Mit dem Ergebnis von gerade mal 2 Absagen.
Mir ist schon klar, dass es im Winter weniger Jobs gibt aber die ca. 30 Bewerbungen die ich laufen hatte, waren ja alles Jobangebote. Es war und ist deshalb unfassbar frustrierend für mich nicht genommen worden zu sein.
In meiner ganzen Zeit in Neuseeland war es mir immer so leicht gefallen einen neuen Job zu finden. Einmal nachgefragt und schon hatte ich einen Job. Eine ganz neue und unschöne Erfahrung.
Es war für mich extrem schwer mich zu entspannen und ohne schlechtes Gewissen Geld auszugeben weil ich ja nie wusste ob und wann der nächste Job kommt.
Erst als ich mich entschied Mount Maunganui zu verlassen und in einem anderen Ort ein Jobangebot bekam, konnte ich mich entspannen und meine Zeit im Mount auch wieder richtig genießen inklusive Geld ausgeben.
(Edit: einen Tag nachdem ich gegangen war, meldete sich übrigens ein China Restaurant, dass ich gerne bei ihnen anfangen könnte)
Fazit
Ich habe genau 3 Wochen im Mount verbracht. Und ich muss sagen, die Zeit hatte leider mit der erfolglosen Jobsuche ein massives down für mich und meine Motivation aber dennoch war es eine meiner geilsten Zeiten in Neuseeland.
Ich habe liebe Menschen kennen gelernt. Ein bisschen am Nachtleben geschnuppert. War super viel an der frischen Luft. Habe jede Sekunde am Meer genossen.
Der Mount ist halt einfach ein Ort zum Verlieben.
Falls ich zum Ende meiner nicht mehr all zu langen Neuseeland Reise noch Zeit übrig habe, würde ich definitiv hier her wieder zurück kommen, da ein Teil meines Herzens für immer mit dem Mount verbunden sein wird.

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